Deutschlands einstmals größte Krankenkasse zückt den Rotstift

Die Barmer GEK streicht Mitarbeiterstellen. Diese Nachricht macht aktuell die Runde und lässt sicher nicht nur die bei der Krankenkasse selbst Versicherten aufhorchen, sondern wird wohl auch sonst für einige Unruhe sorgen. Deutschlands einstmals größte Krankenkasse zückt den Rotstift, und plötzlich zeigt sich: der einstige Star unter den Kassen verliert immer mehr von seinem Glanz.

„Mit einer tiefgreifenden Reorganisation von Geschäftsstellennetz und Arbeitsorganisation stellt sich die Barmer GEK auf ein verändertes Kundenverhalten und Marktumfeld ein.“, hieß es dann auch heute in einer von der einstmals größten Gesetzlichen Krankenkasse Deutschlands herausgegebenen Pressemitteilung.

Zahl der Geschäftsstellen wird reduziert

Die Umstrukturierung, welche die Barmer GEK vornehmen will, soll dem Fakt Rechnung tragen, dass immer mehr Versicherte ihre Anliegen entweder am Telefon oder aber über das Internet durchführen und deshalb in der Folge auch weniger die Geschäftsstellen aufsuchen. Natürlich kann man dies nachvollziehen. Würde man ja auch, würde es sich bei der Barmer GEK um ein normales Wirtschaftsunternehmen handeln und nicht um eine Krankenkasse, die sich eigentlich der Nähe zu ihren Versicherten verpflichtet fühlen müsste.

Nun soll die Zahl der Geschäftsstellen auf etwa 400 reduziert werden, gleichzeitig aber will die Barmer GEK in den Aufbau der Telefonservices wie auch Onlineservices investieren, so die Krankenkasse. Und: fachspezifische Bearbeitungszentren sollen garantieren, dass eine „schnelle und qualitativ hochwertige Sachbearbeitung“ möglich ist.

Neue Geschäftsstellenstruktur, aber weiter Erreichbarkeit vor Ort?

Weniger Geschäftsstellen, aber eine Steigerung der Betreuungsqualität soll die neue Geschäftsstellenstruktur mit sich bringen. „Wir erhöhen die Servicekompetenz, indem mehr Mitarbeiter in Geschäftsstellen arbeiten, um einen Rund-um-Service zu garantieren. Auch werden die Öffnungszeiten bundesweit vereinheitlicht und verlängert.“, wird der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Christoph Straub, in der heutigen Pressemitteilung zitiert. Und irgendwie fragt man sich dann schon ein wenig dieses berühmte, aber meist recht unbeliebte: Häh?

Genau, Häh. Das ist der Gedanke, der mir persönlich dazu kommt. Auf der einen Seite sollen Geschäftsstellen wegfallen, aber andere ausgebaut werden? Damit die Versicherten, unter denen ja aufgrund des steigenden Alters immer mehr betagte Menschen sind, noch weitere Wege wie bisher schon haben. Bequem für die Krankenkasse, unbequem für ihre Mitglieder. Denkt man sich dann schon irgendwie dabei, wenn man so was dann liest.

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Dafür soll es den „Service der Hausbesuche“ auch weiter geben. Ob dieser sich dann auch weiter auf die netten Hausbesuche beziehen soll, die man erhält, wenn man bei der Barmer GEK kündigt – so wie ich es vor kurzem getan habe, und dabei im Kündigungsschreiben nicht expliziert darauf hingewiesen habe, dass ich keine Vertreterbesuche möchte -, wird dabei nicht erwähnt. Aber es sollen immerhin mobile Geschäftsstellen kommen. Ob diese einen wirklichen Ersatz für die Geschäftsstellen darstellen? Man weiß es noch nicht, man wird es sehen müssen. Aber die Barmer GEK ist ja nicht mehr die Barmer Ersatzkasse von früher…

Rotstift radiert 3.500 Stellen bei der Barmer GEK aus

Die Umstrukturierung bei der einstmals größten Krankenkasse hierzulande wird tief greifen. Gleich 3.500 Stellen sollen mittelfristig wegfallen. Darunter soll auch eine „Reorganisation des IT-Bereichs“ fallen. Der Vorstandsvorsitzende Straub dazu: „Der Stellenabbau wird unter Abwägung der Beschäftigteninteressen und in enger Abstimmung mit der Personalvertretung sozialverträglich umgesetzt.“

Aha, die Beschäftigteninteressen. Natürlich ein wirtschaftlich orientiertes Unternehmen, das so denkt. Aber wer denkt dabei an die Versicherten selbst? Irgendwie liest sich das für mich alles wie ein Treppenwitz, bei dem man nicht so ganz weiß, ob man über ihn lachen, den Kopf schütteln oder sich aufregen mag. Weniger Mitarbeiter für weniger Versicherte? Das wäre ja dann auch noch zu verstehen, würde die Barmer GEK klar kommunizieren, dass sie von einer weiteren Abwanderung von Mitgliedern ausgeht. Die Techniker Krankenkasse würde dies dann wahrscheinlich freuen.

Wettbewerbsbedingungen für Krankenkassen ändern sich

Die Einsparungen, welche die Umstrukturierung für die Barmer GEK mit sich bringen werden, sollen laut Planungen der Krankenkasse bei rund 250 bis 300 Millionen Euro liegen. Den Grund sieht die Kasse vor allem auch bei den sich ändernden Wettbewerbsbedingungen. Der Barmer GEK-Chef zu den Einschnitten: „Die noch gute Finanzausstattung der Krankenkassen wird sich spürbar verschlechtern. Während die Ausgaben für Medikamente, Kliniken und Ärzte anziehen, stehen auf der Einnahmeseite reduzierte Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds bevor“.

Damit hat auch die Barmer GEK erkannt, dass die goldenen Tage  als große Krankenkasse vielleicht eines Tages ganz vorübergehen könnten. Die Techniker Krankenkasse hat ihr als größte Krankenkasse bereits den Rang abgelaufen, und nun kommt langsam auch die Eiszeit auf die Mitarbeiter zu. Vielleicht hätte man einfach vorher mal eines erkennen sollen: dass der Versicherte im Mittelpunkt zu stehen hat bei einer Gesetzlichen Krankenkasse und nicht deren Eigeninteressen. Aber irgendwann kommt eben immer alles wie ein Bumerang auf einen zurück. Dies ist im Leben normaler Menschen so, und irgendwie inzwischen wohl auch bei den Krankenkassen.

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