Die Pflegeversicherung – Das Geld reicht nicht mehr für alle Aufgaben

Die Pflege alter Menschen kann heutzutage kaum noch innerhalb der Familie gewährleistet werden. Ambulante Pflegedienste und Pflegeheime verzeichnen ungeheure Zuwächse. Trotz der Pflegeversicherung können die Kassen die Kosten für diese Leistungen kaum noch aufbringen. Neue Lösungen müssen her.

Von der Solidargemeinschaft zum Sozialmanagement – die Krankenkassen

Vor 150 Jahren entstand in Deutschland ein beispielhaftes Modell, das bis heute weltweit sehr viel Anerkennung findet. Die gesetzlichen Krankenkassen nahmen ihre Arbeit auf. Die Idee, die dahinter stand, war die Erkenntnis, dass der Staat mehr für die Gesundheit der Bürger tun muss, die aus eigenen finanziellen Mitteln nicht in der Lage sind, sich im Krankheitsfall medizinische Hilfe zu leisten. Die Situation war desaströs. Familien mit geringem Einkommen litten unter unhygienischen Wohnbedingungen und Mangelernährung. Kein Wunder, dass dank des verunreinigten Trinkwassers immer wieder Darmerkrankungen tödlich endeten. Wohnungen ohne Ofen führten zu schweren Atemwegsinfekten. Mangelernährung sorgte für eine Kindersterblichkeitsrate von 25 Prozent. Die Lebenserwartung der Menschen lag bei den Frauen bei 37 Jahren, bei den Männern bei nur 34 Jahren. Die industrielle Revolution ließ die deutsche Wirtschaft boomen. Gesunde Arbeitskräfte wurden gebraucht. Also nahm sich die Politik dieses Themas an. Jeder Arbeitnehmer sollte einen bestimmten Prozentsatz seines Lohns an eine Solidargemeinschaft abführen. Auch die Arbeitgeber beteiligten sich mit Zahlungen an diesem System. Die Zahlungen gingen an eine gesetzliche Krankenkasse, die ihren Mitgliedern im Krankheitsfall medizinische Versorgung zusicherte. Seitdem ist die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland rasant gestiegen. Heute liegt sie für Frauen bei 82 Jahren, für Männer bei 77 Jahren. Noch heute hat der Solidargedanke Gültigkeit. Doch längst hat sich das System erweitert. Aus der rein medizinischen Versorgung von Menschen mit geringem Einkommen ist ein ausgefeiltes Sozialsystem geworden, das eine Rentenversicherung beinhaltet, eine Arbeitslosen-, die Unfallversicherung und die Pflegeversicherung. Diese wurde 1995 dem Sozialgesetzbuch als eigenständiger Zweig der Sozialversicherung hinzugefügt. Und das war auch dringend nötig.

Sicherheiten im Alter schaffen, durch eine zusätzliche Pflegeversicherung.

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Die Pflegeversicherung hat ein eigenständiges Aufgabenprofil

Die Pflegeversicherung stellt seit ihrer Einführung 1995 die fünfte Säule des Sozialversicherungssystems dar. Ihre Aufgabe ist es, das Risiko der Pflegebedürftigkeit aufzufangen, damit der einzelne Pflegebedürftige alle notwendigen Hilfen erhält. Auch die Pflegeversicherung ist als Solidargemeinschaft angelegt. Aus den Mitteln der Pflegeversicherung werden aber nicht nur pflegerische Hilfeleistungen finanziert. Die Pflegekassen können auch Pflegehilfsmittel übernehmen. Wird ein Patient durch eine ehrenamtliche Kraft gepflegt, kann die Pflegekasse dieser ebenfalls eine Vergütung zukommen lassen. Als Träger der Pflegeversicherung fungieren „Pflegekassen“, die den gesetzlichen Krankenkassen angegliedert sind, jedoch selbstständige Unternehmen darstellen. Wer gesetzlich krankenversichert ist, ist auch automatisch Mitglied der Pflegekasse. Auch privat Versicherte müssen mit ihrer Kasse einen Versicherungsvertrag abschließen, um sich gegen Pflegebedürftigkeit abzusichern. Vor Einführung der Pflegeversicherung trugen oft die Sozialämter der Kommunen die Kosten für Pflege. Doch auch die Gemeinden konnten den steigenden Kosten nichts mehr entgegenhalten. Einige Jahre lang erwies sich die Pflegeversicherung als sinnvolles Mittel, Pflegebedürftigkeit zu finanzieren. Inzwischen reichen aber auch diese Mittel nicht mehr aus. Die Deutschen werden immer älter. Damit einher geht nun einmal in vielen Fällen die Pflegebedürftigkeit. Längst denkt man über weitere Möglichkeiten nach, diesen steigenden Bedarf finanzieren zu können, ohne dabei den Einzelnen wirtschaftlich zu stark zu belasten.

Die Pflege – Zusatz – Versicherung soll die Finanzlücken stopfen

Derzeit ist eine neue Versicherungsvariante im Gespräch, die helfen soll, alle durch die Pflegebedürftigkeit anfallenden Kosten zu decken: Die Pflege – Zusatz – Versicherung wird nicht nur in der Politik heiß diskutiert. Auch die Krankenkassen beschäftigen sich seit einigen Jahren mit einem solchen Konzept. Gesetzliche und private Kassen haben sogar signalisiert, dass sie bei der Schaffung dieses neuen Angebots durchaus zu Kooperationen bereit wären. Die Beitragszahler sehen dem durchaus mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie fürchten eine weitere Belastung ihrer privaten Haushalte. Nur 25 Prozent der Deutschen sind gegenwärtig bereit, monatlich bis zu 20 Euro in eine solche Zusatzversicherung zu investieren. Dagegen haben viele Versicherte für sich bereits Vorsorge getroffen. Sie nutzen schon bestehende Zusatzangebote der Kassen wie Tagesgeldzahlungen oder andere Modelle. Wie genau die Pflege – Zusatz – Versicherung gestaltet werden soll, steht derzeit noch nicht genau fest. Sicher scheint nur zu sein, dass es eine weitere Solidargemeinschaft geben muss, um der ständig wachsenden Kostenlawine ausreichend Einnahmen entgegenzusetzen.