Der Mensch ist zur Ware geworden
Die meisten Pflegeheime in Deutschland verfügen nicht über die notwendigen Voraussetzungen, um eine ausreichende Pflege zu gewährleisten. Vielmehr dienen finanzielle Engpässe als Rechtfertigung einer perversen Situation.
Trotz Millionen-Überschüsse in der Pflegeversicherung – die einmal vorhanden waren und dann umgeschichtet wurden – ist die Schuld an der Situation auch im Mangel von Fachpersonal zu suchen. Über die Hälfte der Pfleger bzw. Pflegerinnen sind keine Fachkräfte. Auch die Weiterbildung für Pflegefachkräfte ist miserabel.
Zudem müssten die Kontrollen der Heime durch die Heimaufsicht der Sozialbehörden verstärkt und des Weiteren auch ohne jegliche Vorankündigung durchgeführt werden. Unter den gegebenen Umständen ist nämlich eine menschenwürdige Pflege nicht mehr möglich.
Die alten Menschen in unserer Gesellschaft werden immer weniger wert, das Schicksal alter Menschen beunruhigt nur wenige. Das aber geht nur so lange gut, wie man nicht selbst Betroffener ist! Von daher stellt sich auch die unangenehme Frage: Ist der Sozialstaat wirklich noch Garant für Menschenwürde?
Denn Pflege bedeutet für viele ältere Menschen: Endstation. Die Arbeit der Pfleger findet nur noch nach Zeitplan statt – doch das langsame Sterben ist in den Zeitplänen nicht vorgesehen. Stattdessen aber der pünktliche Eingang der monatlichen Gelder.
Damit gehört der Tod in den Heimen zu den traurigsten und deprimierendsten Kapiteln einer Pflege, denn es bleibt nicht einmal die Zeit, einem Sterbenden die Hand zu halten. Es fehlt nicht nur am Geld, es fehlt auch an den schlichtesten menschlichen Gesten, das ein Leben in Pflege zunichtemachen kann.
Immer mehr Bewohner müssen integriert werden, auf der anderen Seite ist eine Verdoppelung von Sterbebegleitungen zu verzeichnen – Veränderungen, die sich vollziehen, ohne dass sich an den strukturellen Bedingungen der Heime etwas ändert.
Es gibt weder bessere Personalausstattungen noch eine Verbesserung der Ausstattung durch Pflegefachkräfte. Gravierende Veränderungen, die im Ergebnis nicht nur zu einer schleichenden Verminderung der Pflegequalität führen, sondern letztendlich auch zu einer dauernden Überforderung und Überlastung des Pflegepersonals.
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