Bürgerversicherung = schlechtere medizinische Versorgung für alle?

Die Private Krankenversicherung ist nicht erst seit gestern in der Diskussion, inzwischen hat sich der Ton jedoch mitunter verschärft. Zahlreiche Politiker wie auch andere Experten wollen weg von der Trennung Private Krankenversicherung und Gesetzliche Krankenversicherung und hin zu einer so genannten Bürgerversicherung – über die wir bereits in unserem Ratgeber unter https://krankenkassen.net/konzepte-der-buergerversicherung.html berichten. Doch würde dies wirklich etwas für alle bringen oder im Gegenteil gar eine schlechtere medizinische Versorgung für alle bedeuten?

In einem aktuellen Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ hat sich nun der Chef der PKV, Reinhold Schulte, zu diesem wichtigen Thema geäußert. Seiner Ansicht nach würde die Bürgerversicherung die medizinische Versorgung in Deutschland gefährdet, ein Kritikpunkt, mit dem Schulte nicht alleine steht.

Ein Zusammenwerfen der Gesetzlichen Krankenkassen mit den Privaten Krankenversicherungen würde nicht automatisch eine Bürgerversicherung ergeben, diese würde ganz anders aufgestellt sein. Eine Bürgerversicherung würde letztlich auch nichts Anderes als eine Pflichtversicherung sein, die Krankenversicherungspflicht für alle wurde jedoch bereits vor einigen Jahren in Deutschland eingeführt.

Die Einführung einer Bürgerversicherung würde das Krankenversicherungssystem in Deutschland jedoch nachhaltig verändern. Derzeit gibt es zwei Möglichkeiten, sich zu versichern: auf der einen Seite die Gesetzlichen Krankenkassen, die für alle Angestellten bis zur Versicherungspflichtgrenze verpflichtend ist, auf der anderen Seite die Private Krankenversicherung, bei der sich alle Angestellte, welche die Versicherungspflichtgrenze mit ihrem Bruttogehalt überschreiten sowie alle Freiberufler und Selbständige versichern können. Zudem steht diesen drei Gruppen frei, trotz der Möglichkeit der PKV, Mitglied in der Gesetzlichen Krankenversicherung zu werden.

Eine Bürgerversicherung würde die Wahlfreiheit der Versicherten, zumindest in dem Rahmen, in dem diese gegeben ist, unterbinden. Ob deshalb Gesetzlich Krankenversicherte besser als bislang medizinisch versorgt würden, stünde zudem auf einem anderen Blatt, für die Privat Krankenversicherten hingegen dürfte die Einführung einer Bürgerversicherung deutliche Einschränkungen bedeuten. Schlimmstenfalls könnte dies dazu führen, dass es am Ende zur einer wirklichen Zwei-Klassen-Medizin kommt, bei der alle, die nur in einer Bürgerversicherung abgesichert sind, eine einfache medizinische Grundversorgung erhalten. Wer darüber hinaus eine Absicherung und Behandlung im Krankheitsfall möchte, muss dann erst recht eine Private Zusatzversicherung abschließen, was unter dem Strich eine Verteuerung für alle bedeuten könnte.

Zudem ist nicht klar, wer welchen Packen tragen müsste in einer solchen Bürgerversicherung. Im oben genannten Interview mit dem „Spiegel“ macht Reinhold Schulte brisante Fakten deutlich, die sonst nicht so direkt kommuniziert werden. „Die gesamten Überschüsse der GKV inklusive Staatszuschuss reichen für die Ausgaben von nicht einmal sieben Wochen, die Alterungsrückstellungen der PKV dagegen für mehr als sieben Jahre.“, macht er dort den wichtigen Unterschied auch der Gesundheit der Gesetzlichen Krankenkassen im Vergleich mit den Privaten Krankenversicherern aus.

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