Es war nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Entscheidungsdesaster für Deutschlands gesetzlich Krankenversicherte kommen würde. Nach der Abschaffung der Praxisgebühr zum 1. Januar dieses Jahr war einige Monate lang alles ruhig, doch die wohl kommende Große Koalition hat nun schon wieder die Versicherten auf dem Zettel – und wird Gesundheit wohl noch teurer als bisher machen. Zwar sollen die Beiträge zur Krankenversicherung sinken, dafür werden statt der bisher pauschal veranschlagten Zusatzbeiträge prozentuale kommen. Und dies dürfte im schlimmsten Falle zum richtigen finanziellen Ausbluten der Gesetzlich Versicherten kommen.
Natürlich mag es sich erst einmal gut anhören, wenn es heißt, dass der allgemeine Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung von bislang 15,5 Prozent auf 14,6 Prozent sinken wird. Dies bedeutet immerhin eine Ersparnis von 0,9 Prozent, wird sich dabei der eine oder die andere denken. Nur ist der Haken nicht weit weg, den es darin zu finden gibt: der Arbeitnehmeranteil für die Beiträge zur GKV wird auf 7,3 Prozent festgefroren. Das bedeutet: sollten die Versicherungsbeiträge irgendwann wieder steigen, wird es nur für die Versicherten teurer, und dies je nach Beitragshöhe dann mehr oder minder deutlich.
Zugleich kommt die Abkehr der gesetzlichen Krankenversicherung von den bislang pauschal zu erhebenden Zusatzbeiträgen. Diese sollen in Zukunft prozentual erhoben werden, das bedeutet: je höher jemand veranschlagt ist in der Krankenversicherung, desto mehr muss er auch zahlen. Dies mag sich durchaus logisch anhören, ist jedoch gerade für Freiberufler und Selbständige eine weitere finanzielle Belastung, da ihre Grundbemessung sowieso schon deutlich über 2.000 Euro im Monat liegt und die bei einer entsprechenden prozentualen Bemessung angesichts ihres so sowieso schon hoch angelegten Einkommens wohl noch tiefer in die Tasche greifen müssen. Und bereits jetzt ist die Krankenversicherung ein Grund dafür, wieso sich viele Selbständige verschulden – weil sie aufgrund der hohen Basis-Bemessung, egal wie viel sie eigentlich verdienen, sowieso schon im roten Bereich sind und die Beiträge oftmals einfach nicht mehr bezahlen können.
Da Freiberufler wie auch Selbständige die Wahl haben, ob sie sich in einer gesetzlichen Krankenkasse oder in einer privaten Krankenversicherung versichern wollen, stellt sich dann natürlich vermehrt die Frage, ob nicht der Wechsel von der GKV in die PKV noch mehr Sinn macht als vorher schon. Vor allem für jüngere Selbständige dürfte sich dies durchaus rechnen, natürlich je nach Versicherungstarif, den sie in der PKV dann wählen.
Und wer sich freut, dass die Beiträge zur Gesetzlichen Krankenversicherung sinken und er dann sparen kann bei diesem wichtigen Bereich der monatlichen Kosten, der wird gleich schon wieder eines Besseren belehrt. Denn so sinken zwar die Kassenbeiträge, dafür werden die Beiträge zur Pflegeversicherung weiter ansteigen. In zwei Stufen soll eine Erhöhung der Pflegebeiträge kommen, insgesamt sollen diese um 0,5 Prozent ansteigen.
Das bedeutet: die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung sinken um 0,9 Prozent, die Beiträge zur gesetzlichen Pflegeversicherung steigen um 0,5 Prozent, macht dann unter dem Strich nur noch eine Ersparnis von 0,4 Prozent. Kommen dann wegen der gesunkenen Krankenversicherungsbeiträge wieder Zusatzbeiträge auf die Versicherten zu, könnte dies unter dem Strich dann entweder bedeuten, dass wenig bis gar keine Ersparnis übrigbleibt, oder aber die Versicherten sogar draufzahlen müssen.