Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sollen 2023 um 0,3 Prozentpunkte steigen. Das kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aktuell an. Betroffen davon sind rund 57 Millionen Mitglieder der verschiedenen Krankenkassen.
Bis zu 93 Euro Mehrkosten im Jahr
Durchschnittlich werden jene damit zwischen 72 und 93 Euro mehr im kommenden Jahr zahlen müssen. Allerdings betrifft die Erhöhung nicht den allgemeinen Beitragssatz (derzeit 14,6 Prozent), sondern den Zusatzbeitrag. Diesen legen die Krankenkassen indes eigenständig fest. 2022 liegt der Zusatzbeitrag im Schnitt bei 1,3 Prozent. Mit der Erhöhung stiege der Wert auf 1,6 Prozent. Wie hoch der tatsächliche Anstieg ausfällt, steht aber nicht fest und hängt von der Entscheidung der entsprechenden Krankenkasse ab.
Die Erhöhung der Beiträge stellt einen Teil eines Maßnahmenpakets zur Deckung des Defizits der Kassen dar – derzeit wird jenes auf ca. 17 Milliarden Euro geschätzt. Die höheren Beiträge bedeuten Mehreinnahmen zwischen 4,8 und 5,0 Milliarden Euro. Neben der Beitragserhöhung ist ein Steuerzuschuss durch den Bund in Höhe von 2,0 Milliarden Euro geplant. Eine weitere Milliarde wird als Darlehen vergeben. Besonders ungewiss ist eine angedachte einmalige Solidarabgabe durch die Pharmaindustrie von 1,0 Milliarden Euro. Effizienz-Verbesserungen sollen abschließend 3,0 Milliarden Euro Mehreinnahmen ermöglichen.
Laut Angaben des Bundesgesundheitsministers sind darüber hinaus weitere Zuflüsse nötig, z. B. aus den Reserven des Gesundheitsfonds und einzelner Krankenkassen. Leistungskürzungen wurden bis auf Weiteres ausgeschlossen.
Wird es noch teurer?
Inwiefern die veranschlagten 17,0 Milliarden Euro ausreichen, muss sich zeigen. So geht Gesundheitsökonom Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen 2023 von einer Finanzlücke in Höhe von 19,3 Milliarden Euro im Jahr 2023 aus. Andere Experten rechnen sogar mit einem weitaus größeren Defizit von bis zu 25,0 Milliarden Euro.