Die einen lehnen die Abschaffung der Praxisgebühr ab, die andere Krankenkasse will sie ab kommendem Jahr zurückerstatten. Die Arztbesuchsgebühr als Zuzahlung zum normalen Beitrag sorgt damit auch weiterhin für reichlich Diskussionsstoff, Für und Wider verhärten sich immer mehr. Und nun denkt auch die Kanzlerin über die Abschaffung der Praxisgebühr nach, wie der Sprecher der Bundesregierung soeben bestätigte. Damit rückt die vierteljährliche Arztgebühr, die eigentlich eine "Besuchsgebühr" ist, immer mehr in den Fokus.
Die Techniker Krankenkasse (TKK), immerhin aktuell die zweitgrößte Krankenkasse hierzulande, hat inzwischen sowohl Prämienzahlungen an ihre Versicherten als auch eine Rückerstattung der Praxisgebühr unter bestimmten Voraussetzungen wie den Besuch eines Sportvereins oder die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen angekündigt.
Und auch die Hanseatische Krankenkasse, die HEK, will Prämien ausschütten und erstattet zudem wenigstens die Praxisgebühr für den Zahnarztbesuch zurück. Keine Prämienausschüttung wird es hingegen von der Barmer GEK gaben, von dort gab es ein klares Statement in Sachen Prämien: "Davon halten wir sehr wenig, wir investieren in den Ausbau der Leistungen."
Gegen eine Abschaffung der Praxisgebühr stellt sich auch AOK-Vorstandschef Jürgen Graalmann. Im ARD-Morgenmagazin machte er deutlich: eine solche Abschaffung gerade nicht bei den Versicherten an, die es brauchen können: bei den Einkommensschwachen, bei den chronisch Kranken". Stattdessen sollten die Überschüsse für künftige Krisenzeiten als Reserve aufgebaut werden.
Allein bei dem Handeln und den Statements der vier Krankenkassen ist zu erkennen, dass der Konflikt sehr weit auseinandergeht. Eine Abschaffung der Praxisgebühr selbst wird nur über die Bundesregierung gehen, vor allem Bundesgesundheitsminister Bahr macht sich hierfür bereits eine Weile stark. Ob sich das Thema jedoch auch mit den Unionsparteien durchsetzen lässt, ist auch weiterhin fraglich. Das Für und Wider steht sich gegenüber, eine klare Richtung gibt es inzwischen aber nicht mehr. Alles ist möglich im Moment: eine Abschaffung der Arztbesuchsgebühr, eine Einführung einer neuen Gebühr als Ersatz für die Praxisgebühr, unterschiedliche und damit individuelle Kassenregelungen. Es bleibt nun abzuwarten, was sich tun wird bis zur wichtigsten Wahl im kommenden Herbst, der Bundestagswahl.