Gesetzlich Krankenversicherte schielten immer wieder neiderfüllt zu dem Personenkreis, der Mitglied in einer privaten Krankenversicherung (PKV) war. Dieser Zustand scheint sich jedoch langsam aber sicher zu nivellieren.
Die Zahl derer, die sich seit dem Jahr 2012 für einen Wechsel zu den privaten Anbietern entschlossen haben, sank kontinuierlich. Dagegen stieg die Zahl derer, die trotz erschwerter Bedingungen aus der privaten Krankenversicherung den Weg zurück in die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) suchten.
Hohe Beiträge treiben Mitglieder davon
Wie bereits im November berichtet, setzen die privaten Krankenkassen ihre Pläne notgedrungen in die Tat um. Die Beitragsanpassungen 2017 nach oben werden nicht zu knapp ausfallen. Kein Wunder also, dass das System krankt und Mitglieder verliert.
Genau hier beißt sich die Katze zuerst in den Schwanz um dann wehrlose zu attackieren: Ein System, das mit geschlossenen Tarifgruppen arbeitet, hat grundsätzlich folgendes Problem: Anfangs ist alles eitel Sonnenschein, die Beiträge sind günstig und die Leistungen hervorragend.
Je älter die Mitglieder werden, desto trüber wird die Stimmungslage, denn die immer ansteigenden Beiträge werden erst nur teuer, dann heftig und schließlich zur Existenzbedrohung. Die Medien sind voll mit solchen Schicksalen
Es spricht sich rum
Dank dieser Medien wissen auch jüngere um das Problem mit den geschlossenen Tarifgruppen, spätestens dann, wenn die Beiträge so unschön werden, dass sie sich für das Thema interessieren. Die einen kalkulieren hart, nehmen mit was geht und wechseln dann zurück in die GKV.
Andere springen ab, so schnell sie können, damit es gar nicht erst so weit kommt. Wann und wie der Systemwechsel vollzogen wird, kommt immer auf das jeweilige Mitglied an. Unter dem Strich brechen den PKV aber die Mitglieder weg.
Es kommt also weniger Geld ins System. Eben das trifft dann die, die sich nicht mehr befreien können, doppelt hart. Nicht nur, dass sie ohnehin schon mehr Geld für Ihre Gesundheit in die Hand nehmen müssen, nein, die Beiträge werden auch straffer angehoben, da frisches Geld aus den jüngeren Schichten nicht ausreichend nachgeschoben wird.
Die Zahlen der Wanderung
Von den privat Vollkrankenversicherten wechselten zwischen 2012 und 2015 immerhin 609.000 in eine Ersatzkasse. Den umgekehrten Weg traten aber nur 520.000 Personen an. Der Hauptgrund dafür dürfte die Beitragsentwicklung bei den Privaten sein.
Durch die extrem niedrigen Zinsen schwinden die Beitragsrückstellungen für das Alter. Dies hatte zwangsläufig Beitragsanpassungen zur Folge. Spitzenreiter dürfte die AXA sein, die für bestimmte Tarife Anpassungen um über 46 Prozent ankündigte (1).
Auch Wanderungen innerhalb der PKV
Auf Anfrage der Sozialexpertin der Linken, Sabine Zimmermann, teilte die Bundesregierung auch die Zahlen der Migration innerhalb der privaten Krankenversicherungen mit. Die Zahl derjenigen, die in den letzten fünf Jahren in leistungsschwächere Tarife, beispielsweise den Basistarif wechselten, sei auf 75.000 Versicherte angestiegen (2).
Das Absurde an den Basistarifen der PKV ist, dass diese am Ende in der Summe eine schlechtere Leistung bieten, als die Ersatzkassen. Rein auf die medizinische Behandlung bezogen, sind sie zwar identisch. Was jedoch fehlt, sind die Bonus- und Zusatzangebote der Ersatzkassen.
Eine fatale, aber für viele die einzige Lösung, ist die Erhöhung der jährlichen Selbstbeteiligung. Gerade für Rentner bedeutet dies aber zusätzlich zu den steigenden Beiträgen eine weitere Belastung.
Ursache für den Beitragsanstieg
Wie üblich trifft es die älteren Versicherungsnehmer am härtesten. Diese sind häufig in Tarifen versichert, die für Neukunden geschlossen wurden. Der Grund liegt darin, dass die Kostenquote mit steigendem Alter der Versicherten zunimmt und die Tarifkalkulation damit nicht mehr wettbewerbsfähig ist.
Die Versicherer legen neue Tarife auf, welche die jüngeren neuen Mitglieder aufnehmen. Die Kosten und damit die Beiträge können dann wieder über einige Jahre niedrig gehalten werden. Was in den von den Mitgliedern her überalterten Tarifen fehlt, sind Beitragszahler, die keine Leistungen in Anspruch nehmen, um damit die Gesamtkostenquote zu drücken.
Auch der im Jahr 2000 eingeführte gesetzliche Alterszuschlag in Höhe von zehn Prozent auf den Beitrag konnte die Entwicklung nicht stoppen.
Wege zurück in die Ersatzkasse
Für ältere Versicherungsnehmer ist der Weg jenseits des 55. Lebensjahres zurück in die GKV allerdings verstellt. Es bestehen nur zwei Ausnahmen:
- Der Versicherungsnehmer muss in den letzten fünf Jahren mindestens ein Tag in der GKV versichert gewesen sein.
- Der Versicherte war in den letzten fünf Jahren höchstens 900 Tage von der GKV aus sogenannten schädlichen Gründen, beispielsweise Überschreiten der Jahresentgeltgrenze, befreit.
Für alle anderen Mitglieder bestehen Chancen, aus der PKV zurück zu den Ersatzkassen zu wechseln, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Eine Möglichkeit ist, ein Jahr ein Gehalt zu beziehen, welches unter der Jahresentgeltgrenze liegt. Damit besteht die Wahl der Rückkehr.
Selbstständige müssen die Firma aufgeben, und als Angestellte mit einem Gehalt ebenfalls unter der Jahresentgeltgrenze arbeiten.
Ist der Ehepartner in der Ersatzkasse versichert, besteht nach Aufgabe der Berufstätigkeit die Möglichkeit, über die Familienversicherung in die Ersatzkasse zurückzukehren. Allerdings müssen hier die Hinzuverdienstgrenzen berücksichtigt werden.
Lösungsansätze innerhalb der PKV
Der Wechsel von einer privaten Krankenversicherung zu einer vermeintlich günstigeren anderen Gesellschaft stellt die schlechteste Lösung dar.
- Alle aufgebauten Altersrückstellungen gehen verloren.
- Die Beiträge sind altersabhängig kalkuliert. Wer nach zehn Jahren den Anbieter wechselt, kann nicht die gleichen Leistungen zu einem günstigeren Beitrag erwarten.
- Zwischenzeitliche Erkrankungen können zu Risikoausschlüssen führen.
Für Versicherte innerhalb der PKV, die keine Chance mehr haben, in die gesetzliche Krankenversicherung zurückzukehren, bietet der Paragraf 204 Versicherungsvertragsgesetz (VVG) eine Lösung (3).Dieser besagt, dass der Versicherer seinem Mitglied die Möglichkeit einräumen muss, bei gleichen Leistungen ohne erneute Gesundheitsprüfung in einen günstigeren Tarif zu wechseln.
Es ist nachvollziehbar, dass die Versicherer diesem Ansinnen alle erdenklichen Steine in den Weg legen. Dieser Umstand führte dazu, dass sich einige Makler auf den Tarifwechsel innerhalb einer Gesellschaft spezialisierten.
Fazit
Die Zahlen der privaten Krankenversicherungen sowohl hinsichtlich der Mitgliederentwicklung als auch in Bezug auf Beitragsstabilität können aktuell nicht überzeugen. Hält der Trend des Mitgliederschwundes an, wird sich die Diskussion um eine „Bürgerversicherung“ von selbst erledigen.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Focus Money – Beitragsschock in der privaten Krankenversicherung
(2) Saarbrücker Zeitung – Private Krankenkassen verlieren Mitglieder
(3) Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz – VVG, § 203 Prämien- und Bedingungsanpassung
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