Birgt die Bürgerversicherung nur Nachteile oder auch Vorteile?
Dass die Bürgerversicherung, welche bereits eine Idee der SPD aus dem Jahre 2003 ist, kommen wird, ist sicher. Seit dem die Verbraucher das erste Mal diesen Namen gehört haben, sind die jeweiligen Konzepte mehrfach überarbeitet worden. Sie soll vielerlei Vorteile bieten, aber besonders die Versicherer sehen nur Nachteile.
Die Bürgerversicherung und ihre Konzepte
Bereits im Jahr 2003 hörten die Verbraucher zum ersten Mal den Begriff der Bürgerversicherung. Damals von der SPD noch unter dem Kanzler Joachim Schröder ins Leben gerufen, wurden die jeweiligen Konzepte alljährlich wieder neu überarbeitet. Noch zu viele Unklarheiten waren vorhanden, als dass man die Bürgerversicherung wirklich als ein stabiles System ansehen konnte. Auf einen langen Zeitraum gesehen soll sie nicht nur das bisherige Krankenversicherungssystem in neue Bahnen leiten, sondern auch die Pflegeversicherung wird entsprechen überarbeitet. Mittlerweile kann jede der großen Parteien ein Konzept vorlegen und immer wieder hagelt es von der gegnerischen Partei an Kritik für die Neufassung des Konzepts. Da es sich jedoch um das Hauptmodell der SPD handelt, ist jetzt schon sicher, dass in jedem Fall bei der Machtübernahme auf Bundesebene in der folgenden Legislaturperiode die Bürgerversicherung von ihr auf den Weg gebracht wird. Während die Versicherten nicht mehr unbedingt etwas gegen die Einführung hätte, ist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft nicht sonderlich begeistert, denn für sie sehen im umgekehrten Fall auch wiederum Nachteile, und das nicht nur für die Versicherten. Somit dürfte jedem klar sein, dass die Bürgerversicherung bis zur endgültigen Fassung und bis sie dann auch in kraft treten kann, noch für so manchen Diskussionsstoff und weitere Kritiken sorgen wird. Dennoch sind sich alle einig, dass das bisherige Krankenversicherungssystem dringend eine grundsätzliche Reform benötigt, um die zukünftig die Gesundheit für die Verbraucher bezahlbar zu machen.
Die Vorteile der Bürgerversicherung
Die Konzepte für die Bürgerversicherung sagen aus, dass die Krankenkassenbeiträge für den Versicherten sinken können. Hier ist von einer Entlastung von mehreren Milliarden Euro die Rede. Dazu ist ein festgelegter Beitragssatz nötig, der unter dem für die Arbeitnehmer festgelegten Beitragssatz liegt. Die Arbeitgeber zahlen zur Zeit einen geringeren Satz als die Arbeitnehmer, für sie würde sich der monatlich zu entrichtende Beitrag wieder soweit erhöhen, dass beide Parteien einen gleichhohen Monatsbeitrag in die Krankenversicherung einzuzahlen hätten. Dies erinnert an das frühere System, denn diese Tatsache bestand schon über viele Jahre. Ein weiterer Vorteil, der sich für die Versicherten ergibt und für eine gewisse Begeisterung in der Bevölkerung sorgt, ist die Abschaffung der bisherigen Zweiklassenmedizin. Denn die privaten Krankenversicherungen sollen entweder komplett abgeschafft werden und nur noch die alle Arten der gesundheitlich begründeten Zusatzversicherungen bleiben bestehen oder aber sie werden für jedermann zugänglich gemacht, was gleichbedeutend wäre, dass die Bürgerversicherung auch hier Einzug erhält. Somit wäre die Gleichbehandlung beim Arzt gewährleistet, und dieser dürfte für gleiche Behandlungen auch nur den gleichen Honorarsatz verlangen. Aber auch nur dann, wenn alle Besserverdienenden, Gewerbetreibende, Freiberufler und Beamte in die Bürgerversicherung einzahlen, können langfristig die Beiträge insgesamt sinken. Da die Versicherung auch in der Pflegeversicherung Einzug halten wird, wäre selbst hier eine Beitragssenkung möglich. Darüber hinaus soll mehr auf die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen sowie ihrer Angehörigen und dem Pflegepersonal eingegangen werden. Besonders bei der letzteren Gruppe würde dies mit einer leistungsorientierten Bezahlung zu Buche schlagen.
Die Nachteile der Bürgerversicherung
Als einen großen Nachteil werden die Spitzenverdiener die Bürgerversicherung sehen, denn sie müssten eine Mehrbelastung auf sich nehmen. Hiervon betroffen wären beispielsweise die Manager oder weitere hohe Posten. Dies hängt mit der angedachten Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze zusammen. Hierüber wird noch so manche Diskussion geführt werden, denn während die Gegner der Versicherung bereits angemerkt haben, dass hier kein Verhältnis mehr zu den erbrachten Leistungen vorhanden wäre, argumentieren die Befürworter, dass das Verhältnis zwischen den unverhältnismäßig hohen Gehältern zu den dann zu zahlenden Beiträgen nur gerecht sei. Laut dem Verband der Privatversicherungen wird kritisiert, dass das bisherige Krankenkassensystem nur unter einem neuen Namen fortgeführt werden soll und grundsätzliche Verbesserungen nicht zu erwarten wären. Während die privaten Versicherungsgesellschaften Rücklagen bilden müssen, geben die Krankenkassen die Beiträge bereits wieder aus, so dass eine Stabilisierung des Gesundheitssystems kaum erfolgen wird. Ebenso wird bemängelt, dass das die Bürokratie bei der Kassenabrechnung wie bisher weitergeführt wird. Laut dem Verband würde darüber hinaus weniger Wettbewerb zwischen den Krankenkassen stattfinden, dafür aber mehr staatliche Kontrolle. Vielfach sieht der Verband der privaten Krankenversicherungen eine schlechtere Versorgung der Patienten sowie zusätzlich höhere Kosten der Versicherten. Hierbei geht es um das solidarische Prinzip, in dem jeder für jeden einzahlt, denn auch die Umlagefinanzierung soll dann mit der Einführung der Bürgerversicherung weiter ausgebaut werden. Damit wird befürchtet, dass die Beiträge zur Krankenversicherung ab 2020 explosionsartig ansteigen und ab dem Jahr 2050 bis zu fast 30 Prozent des Bruttoeinkommens betragen werden. Somit ist für den Versicherungsverband kein zukunftsfähiges Konzept gegeben, denn der immense Anstieg könnte lediglich mit erneuten Leistungskürzungen in Kraft treten. Die Angabe, dass die Bürgerversicherung nur Nachteile birgt, lässt die Befürworter vermuten, dass die Versicherungsgesellschaften Angst vor dem Wegfall eines nicht unerheblichen Einnahmezweiges haben.