Kein Geld für Ausbildungsplätze bedeutet Aus für Altenpflege

Tausende junge Schulabgänger finden den Beruf des Altenpflegers attraktiv und wollen sich qualifizieren. Über 25.000 qualifizierte Kräfte fehlen. Auf der anderen Seite werden in diesem Jahr wieder Zehntausende von Schulabgängern keinen Ausbildungsplatz finden.

Stattdessen wirft die Politik den jungen Menschen vor, sie wollten gar keinen Arbeitsplatz, wären zu faul, die Wirtschaft würde zu wenige Ausbildungsplätze anbieten.

Alles nur fadenscheinige Ausreden? Mit Sicherheit. Denn wenn ganze Branchen in der Altenpflege händeringend nach Arbeitskräften suchen und auch die passenden Bewerber vorhanden sind, aber dennoch diese beiden Parteien nicht zusammenkommen, dann kann in diesem System etwas ganz und gar nicht stimmen.

Obersparkommissare der Pflege-Infrastruktur

Fakt ist, dass den meisten Ländern die Gelder für die Fachkraft-Schulausbildung fehlen. Dadurch fehlt immer mehr Personal, und es bleibt kaum Zeit fürs Reden und Zuhören. Dass dann noch von der Politik die Aussage gemacht wird, eine solche Ausbildung wäre gar nicht nötig, ist eigentlich ein Desaster.

Die meisten Pflegebedürftigen sind heute auf ständige Hilfe angewiesen. Teilweise wird die Herzfrequenz per Funk überwacht und auch der Blutdruck muss mehrmals täglich gemessen werden.

Gerade dieses breite Aufgaben-Spektrum verlangt von den Altenpfleger(innen) eine hohe Kompetenz. Um in den unterschiedlichsten Situationen das Richtige zu tun, brauchen sie viel medizinische Kenntnis: Diagnosen, Bewegungstherapien, Medikamenten-Pläne und auch Sterbebegleitung gehören zu ihren Aufgaben.

Nicht umsonst dauert die Ausbildung zum Altenpfleger/zur Altenpflegerin drei Jahre. Stattdessen erlebt man es täglich in vielen Alten- und Pflegeheimen: Nicht examinierte Hilfskräfte, die eben mal dringend Geld für ein paar Monate brauchen, verabreichen Medikamente, spritzen Insulin oder wickeln irgendwelche Verbände.

Fehlen diese zentralen Grundlagen für die Qualität der Pflege – entweder ganz oder auch nur teilweise – kommt es immer wieder zu folgenschweren Pflegedefiziten.

So werden bspw. Pflegebedürftige, die Einschränkungen in der Fähigkeit haben, ihren Nahrungs- und Flüssigkeitsbedarf selbstständig zu decken, häufig unzureichend mit Flüssigkeit und Nahrung versorgt. Die Folge mangelnder Fachkenntnis sind Unterernährung und Austrocknung, die wiederum eine Akutversorgung notwendig machen.

Stattdessen wird sogar noch den Hilfskräften die Arbeit erleichtert, in dem man den Pflegepersonen vermehrt Sondenkost zuführt. Auf Grund mangelnder Kenntnis und Doppeldokumentation werden häufig auch die falschen Medikamente oder falsche Dosierungen verabreicht.

Auch Beruhigungsmittel werden nicht ärztlich verordnet, sondern nur deshalb ausgegeben, um die „alte Kreatur“ ruhig zu stellen. Diese charakterlich zu verabscheuende Vorgehensweise führt nicht nur zu einer erheblichen Einschränkung der Lebens-qualität, sondern hat oftmals erhebliche Gesundheitsschädigungen zur Folge.

Viele Einrichtungsträger erliegen zudem in zunehmendem Maße der Verheißung der Inkontinenzmittel-Hersteller und bringen immer großvolumigere Windeln zum Einsatz mit der Folge Haut schädigender Wirkungen.

Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten – wie man so schön mitteilt – wird der würdevolle, fürsorgliche Umgang mit pflegebedürftigen und erwachsenen Menschen einfach zur Seite geschoben.

Verletzte Integrität und Würde

Nicht zuletzt werden von vielen Alten- und Pflegeheimen auch freiheitseinschränkende bzw. freiheitsberaubende Maßnahmen verordnet, obwohl hierfür weder die Einwilligung der Betroffenen noch ein rechtfertigender Notstand oder eine richterliche Genehmigung vorliegt.

Die Folgen sind nicht nur eine Gefährdung bzw. Schädigung des Pflegebedürftigen, sondern verursachen zudem auch noch höhere Kosten. Auch zur Entlastung pflegender Angehöriger müssen Unterstützungs- und Beratungsangebote zur Verfügung gestellt werden, das Netz teilstationärer Angebote wie Tages- und Kurzzeitpflege muss ausgebaut werden.

Der Pflegebedürftige wird in seiner persönlichen Integrität und Würde verletzt. Statt der Zielsetzung des Gesetzgebers, dem Pflegebedürftigen trotz seines Hilfebedarfs ein möglichst selbstständiges und selbst bestimmtes Leben zu ermöglichen, das zudem auch der Würde des Menschen entspricht, betreibt dieser Maßnahmen bis hin zur Freiheitsberaubung.

Und das Fatale an der ganzen Sache: Alte und pflegebedürftige Menschen in Alten- und Pflegeheimen wissen meist nicht, ob sie von einer qualifizierten oder ungelernten Kraft versorgt werden. Sie wissen nur, dass sie Monat für Monat Tausende von Euro für ihre Pflege zahlen.

 

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