Die PKV Beitragsentwicklung über die Zeit

Beitragserhöhungen bei privaten KrankenversicherungenSind Beitragserhöhungen unumgänglich?

Einerseits ja, andererseits nein. Ja, da ältere Menschen mehr Fürsorge aus dem Gesundheitssystem brauchen. Andererseits nein, da ältere und/oder kranke Kunden nicht mehr gezwungen werden können, in für sie unvorteilhaften Verträgen zu verbleiben.

Die ungünstige Beitragsentwicklung für jeden Einzelnen rührt daher, dass die privaten Krankenversicherungen ihre Versicherungsnehmer in Gruppen einteilen. Diese Gruppen bilden geschlossene Tarifgruppen und die Mitglieder gehen gemeinsam durch die Zeit der Versicherungsdauer.

Neue – und damit auch jüngere – Versicherungsnehmer werden nicht mit in diese Gruppierung aufgenommen. Sie starten in einem neuen PKV Versicherungstarif, vorzugsweise zu Neukundenkonditionen. Diese Gruppe wird nach einer gewissen Zeit ebenfalls geschlossen und eine neue Gruppe wird eröffnet. Das Spiel beginnt von vorn.

Natürlich ist das nur ein mathematisches Konstrukt und der einzelne Kunde weiß nichts von seiner Tarifgruppe oder den anderen Gruppenmitgliedern. Gleichzeitig ist dieses System der Kundengruppierung aber der Grund für die immer steigende Beitragsentwicklung der PKV Versicherungstarife.

Ältere Menschen haben einen höheren Bedarf an Gesundheitsleistungen als es bei jüngeren der Fall ist. Wir stellen hier in unseren Erklärungen der Einfachheit halber nur auf den Unterschied zwischen älteren und jüngeren Versicherungsnehmern ab.

Für die Tarifgruppenbildung gibt es noch reichlich andere Attribute, das würde aber den Rahmen sprengen. Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass nicht nur das Alter der Gruppenmitglieder die Gruppenzusammensetzung definiert.

Beitragsentwicklung bei privaten Krankenversicherungen– Eine Spirale nach oben

Private und gesetzliche Krankenversicherung funktionieren grundsätzlich nach dem Solidaritätsprinzip: Die Kosten, die die Gruppe verursacht, werden durch alle Gruppenmitglieder getragen. Stärkere stützen in diesen Systemen die Schwächeren, nur so kann es funktionieren.

Der Unterschied zwischen PKV und dem System der gesetzlichen Krankenversicherung besteht in der Definition einer Gruppe bzw. Solidargemeinschaft. Während es bei der PKV die Mitglieder der einzelnen Gruppen oder Tarifwerken sind, sind es bei der gesetzlichen Krankenversicherung alle Mitglieder.

Das geschlossene Gruppen System der PKV als Falle?

Das System der geschlossenen Tarifgruppen bei privaten Krankenversicherungen ist der Grund für die steigenden Versicherungsbeiträge. Eben weil die Gruppenmitglieder gemeinsam älter werden und keine jüngeren, gesünderen Mitglieder in diese Tarifgruppe einziehen.

Das führt dazu, dass mit der Zeit die Beiträge zwangsläufig steigen müssen, da älter werdende Menschen schlicht und ergreifend einen höheren Bedarf an Gesundheitsleistungen haben, als es bei jüngeren Menschen der Fall ist.

Im Grunde ist der Kunde einer privaten Krankenversicherung gefangen in diesem System. Über die Jahre hinweg leistet er Beiträge, die anfangs höher sind, als die Kosten, die er verursacht. Dafür werden sogenannte Altersrückstellungen aus den Beitragsüberschüssen gebildet, die die wesentlich höheren Gesundheitskosten im Alter abfedern sollen.

Da die medizinischen Kosten im Alter aber sehr hoch sind reicht es nicht aus, wenn die private Krankenversicherung lediglich die Überschüsse aus den Beiträgen der jungen Jahren anspart. Sie muss die Beiträge über die Zeit nach oben korrigieren um wirtschaftlich zu arbeiten.

Wie entkommt man der Preisspirale?

Der Gesetzgeber hat das Problem erkannt und per Gesetz eine neue Möglichkeit geschaffen: PKV Kunden müssen nun nicht mehr von Versicherung zu Versicherung wechseln, um die Beitragserhöhungen auszukontern.

Auf Verlangen müssen die Versicherungen Einsicht in ihre Tarifwerke geben. Gleichzeitig darf den Kunden ein PKV Tarifwechsel nicht verwehrt werden. So kann sich der Versicherte befreien in dem er aus der „alternden“ Gruppe ausschert und in eine „junge“ Gruppenstruktur wechselt.

Dieser Vorgang ist allerdings ein schlechtes Geschäft für die Versicherungen, die daher reichlich an Steine in den Weg legen.

Unabhängige Berater, die eben nicht von der Versicherung verprovisioniert werden, sondern die durch den Endverbraucher bezahlt werden, setzen sich mit den Details auseinander.

Sie sind in aller Regel selbst aus der Versicherungsbranche und kennen daher die Möglichkeiten, die Details und die richtigen Wege um das optimale Ziel bei einem PKV Tarifwechsel zu erreichen.

 

Autor: Marc Opitz